Westlich des Verlobungsplatzes, im westlichen Abhang der Rothenburg, kommen vereinzelt Marmore vor. Sie sind als mehrere m große Linsen in das umliegende Gestein eingebettet, gefaltet und erscheinen massig. Dieser Eindruck entsteht wegen des Fehlens von Mineralen, die sich zur Nachzeichnung einer Schieferung eignen. Ferner ist das Gestein weiß bis grau meliert, feinkörnig und gleichkörnig, mit einer durchschnittlichen Korngröße von 0,1 mm. Es besteht im Wesentlichen aus Calcit und Dolomit, dagegen kommen Chlorit und Graphit in äußerst geringen Mengen vor.
Im Gelände ließ sich Calcit mit dem Salzsäuretest nachweisen. Im Handstück ist der Calcit hellgrau bis weiß, unter dem Mikroskop farblos. Seine Interferenzfarben sind grau bis schwach fleischfarben. Die Kristalle sind xenomorph und meist isometrisch. Häufig sind ihre zwei Spaltbarkeiten gut zu erkennen. An einigen Stellen im Dünnschliff sind dolomitische Entmischungen zu erkennen.
Der Chlorit ist meist um 0,1 mm groß. Er ist schuppig ausgebildet und zeigt nur undeutlich eine Spaltbarkeit. Unter dem Mikroskop weist er einen Pleochroismus von hellgrün nach dunkelgrün auf. Seine Interferenzfarbe ist bräunlich, grün bis blau.
Staubkorngroße, opake Körnchen durchziehen einzelne Gesteinspartien als graue Schlieren. Sie bestehen vermutlich aus Graphit.
Marmore gehen durch Metamorphose aus karbonatischen Sedimenten (z.B. Kalksteinen) hervor. Eine Metamorphose ist die Umwandlung eines Gesteins unter Umbildung von Mineralen zu anderen Mineralen bei geändertem Druck und Temperatur bei gleichbleibender Gesamtzusammensetzung. Das Vorkommen von Chlorit und anderen silikatischen Mineralen in Marmoren wird im Regelfall darauf zurückgeführt, dass das karbonatische Ausgangsgestein durch Tonminerale etc. verunreinigt war.
Eine alternative Erklärung zur Entstehung der Marmore ist die Metasomatose. Eine Metasomatose ist die Umwandlung eines Gesteins unter Umbildung von neuen Mineralen durch Stoffzufuhr oder -abfuhr. Dabei ändert sich die Gesamtzusamensetung des Gesteins. Die Metasomatose findet oft nach einer Metamorphose statt unter Wechselwirkung mit zumeist benachbarten Gesteinen, die eine deutlich andere Zusammensetzung haben. Erwartungsgemäß sind metasomatische Umwandlungen am Kontakt zwischen zwei verschiedenen Gesteinen am deutlichsten ausgeprägt.
In den Randbereichen dieser Marmorlinsen sind Granat-Kristalle angereichert. Das ist im Gelände zu beobachten, jedoch nicht in der hier beschriebenen Probe. Die Granat-Kristalle sprechen für eine Metasomatose der Marmore. Der Granat-Anteil am Gestein kann bis zu 30% betragen. Solche Mischgesteine aus karbonatischen und silikatischen Mineralen werden Kalksilikatgesteine genannt. Da die vorliegenden Gesteine keine planaren Gefüge, wie z.B. eine Schieferung, zeigen, handelt es sich um Kalksilikatfelse. Wäre eine Schieferung vorhanden, würde man von Kalksilikatschiefern oder Kalksilikatgneisen sprechen, je nach Textur.