Bernd Stiegler, Konstanz

 

Spurensuche in Parallelwelten.
Arthur Conan Doyle & Sherlock Holmes,
A Study in Scarlet & The Coming of the Fairies

 

1. Zwei Engel der Geschichte

 

»Dass das Sichtbare die Botschaft, das Unsichtbare aber das Medium bildet, ist allerdings erst die halbe Wahrheit.« Sybille Krämer [1]

»It was the message not the signs which really counted.« Arthur Conan Doyle [2]

 

Es mag vielleicht kein Zufall sein, dass die erste Sherlock Holmes-Erzählung, der Roman A Study in Scarlet, just an Weihnachten in Beeton’s Christmas Annual erschien.

 

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Auch wenn hier Conan Doyle seinen frühen materialistischen Überzeugungen, die kurze Zeit darauf spiritistischen weichen sollten, [3] vermeintlich treu bleibt, so legt er seinem Buch eine höchst eigentümliche Struktur zugrunde, die dieses in zwei nahezu symmetrische Hälften teilt und dabei auch der Religion eine nicht unerhebliche Bedeutung zukommen lässt. A Study in Scarlet besteht aus zwei Teilen mit jeweils sieben Kapiteln, die nicht nur in unterschiedlichen Kontinenten, Europa und Amerika, spielen, sondern auch einen anderen Erzähler und eine differierende Zeitordnung aufweisen – und auf den ersten Blick kaum etwas miteinander zu tun haben. Das Buch, so könnte man sagen, zerfällt in zwei distinkte Hälften, die nur mit Mühe wieder zusammengefügt werden können. Sie wollen, so scheint es, erst einmal kein Ganzes ergeben.

Während der erste Teil die »Reminiscences of John H. Watson, M.D., late of the Army Medical Department« [4] zum Gegenstand hat und damit zugleich die narrative Gewichtung der künftigen Sherlock Holmes-Erzählungen wie ihren Helden mitsamt seinen Eigenschaften, zu denen auch gehört, dass er die kopernikanische Wende nicht mitgemacht hat, paradigmatisch festlegt, wird der zweite, mit »The Country of the Saints« übertitelte Teil, von einem unbekannten wie ungenannten Erzähler aus dem »Off« des Geschehens berichtet, der wie ein narrativer Engel über der Geschichte schwebt und implizit die Botschaft verkündet, dass »avenging angels« über London herziehen. Der »Guardian Angel« der Deduktion trifft dort auf den Racheengel der Geschichte. Und unterschiedlicher könnten beide kaum sein. Das macht nicht zuletzt die eigentümliche Symmetrie der beiden Teile deutlich, die qua Struktur gleichwohl Bedeutsamkeit suggeriert und produziert.

Nur einige wenige Beobachtungen unter vielen möglichen: Während der erste Teil im Dschungel der Großstadt spielt, setzt der zweite in der Wüste Utahs ein, und während die Protagonisten des ersten recht misogyne Junggesellen sind, leben die Mormonen, um die es im zweiten geht, in Polygamie. Und weiter: Während der erste Teil nachgerade für den Kriminalroman gattungssetzend ist, gilt das umgekehrt auch für den zweiten: Er bestimmt die programmatischen Leitlinien des Westerns. Und während der erste Teil Rechtsordnungen preist, prangert der zweite die Willkürherrschaft an. Und während schließlich im ersten Teil die Sichtbarkeit regiert, herrscht im zweiten in vielerlei Hinsicht die Dunkelheit.

Diese recht ungewöhnliche schematische wie erratische Struktur des Romans ist vielfach kritisiert worden und das nicht zuletzt deshalb, weil auch die Lösung des Falls durch Sherlock Holmes, die er im letzten Kapitel »The Conclusion« zieht, einer Reihe von Informationen aus der zweiten Erzählung bedarf, er aber von dieser im Rahmen des Romans keine Kenntnis erhalten hat. Die Klinge der »Science of Deduction« – so der Titel des zweiten Kapitels des ersten Teils –, die für das Indizienparadigma [5] theorieleitend geworden ist, hätte eigentlich stumpf bleiben müssen, da sie ihre analytische Schärfe eben auch aus der Kenntnis der Geschichte beziehen muss und nicht nur aus der in jedem Sinne scharfsinnigen Beobachtung des gegenwärtigen Geschehens.

Und doch verbirgt sich hinter der makrostrukturellen Zeichenordnung des Romans ein regelrechtes Narrativ, das eine Zeichenpraxis auszubuchstabieren und mit einem epistemischen Programm zu verbinden sucht, dem Conan Doyle Zeit seines Lebens treu bleiben wird. Auch wenn er Jahre später wiederum zwei Welten fein säuberlich voneinander trennt, nämlich die des ihm mittlerweile fast verhassten berühmten Detektivs, den er bereits hatte sterben lassen, um ihn dann nach vehementen Protesten seiner Leser aus dem Dunkel der Schlucht, die zu seinem Grab geworden war, wiederaufstehen zu lassen, und eben jene des Spiritismus, dessen treuer Anhänger Conan Doyle war. Doch der Autor kennt die Regeln der Gattungen und trennt die Reiche: In den Sherlock Holmes-Erzählungen finden sich zwar einige motivische Ausflüge in das dunkle Reich der Geister, deren Existenz aber von dem berühmten Detektiv so konsequent wie strikt verneint wird. Im Reich der detektivischen Deduktion hat, so scheint es, der Spiritismus keinen Platz. Die Parallelwelten, die Conan Doyle hier konstruiert, weisen einen subtileren und zugleich unmerklicheren Bezug auf, der in eigentümlicher Weise mit der Grundstruktur des ersten Romans korrespondiert.

Conan Doyle hat bereits in der frühen Study in Scarlet wie auch in seinen späteren spiritistischen Büchern, die dann sogar eine Zeitlang parallel zu den späten Sherlock Holmes-Erzählungen entstehen, die Welt der Zeichen mit jener Vorstellung einer logisch verknüpften Kette assoziiert: Die Zeichendeutung verdankt sich einer Ordnung der Welt, die durch jene wieder anschaulich gemacht wird. Nicht nur ist der Mensch ein Zeichenwesen, dessen Lebensvollzug vor allem Zeichenproduktion ist, auch die – sichtbare wie unsichtbare – Wirklichkeit ist ein – im griechischen Wortsinn – Zeichen-Kosmos: »But my point is«, formuliert Conan Doyle 30 Jahre nach A Study in Scarlet und nun in dezidiert spiritistischer Absicht sein Programm, »that the whole of this system, from the lowest physical phenomenon of a table-rap up to the most inspired utterance of a prophet, is one complete whole, each link attached to the next one, and that when the humbler end of that chain was placed in the hand of humanity, it was in order that they might, by diligence and reason, feel their way up it until they reached the revelation which waited in the end«. [6]

»The great chain of being« und die Kette der logischen Deduktion sollen übereinandergeblendet werden. Ähnlich argumentiert auch Conan Doyles Figur Sherlock Holmes, wenn er nun unter Rückgriff auf den wenig spiritismusaffinen Charles Darwin betont, dass »one’s ideas must be as broad as Nature if they are to interpret Nature«. Und weiter: »There are vague memories in our souls of those misty centuries when the world was in its childhood.« [7] Die Fäden, die die Zeichen-Logik der Beobachtung aufnimmt, die hier in den Rang einer Wissenschaft erhoben wird, [8] führen nicht nur zurück in die Geschichte, sondern weit in den Raum des Unsichtbaren, den sichtbar zu machen und zu erhellen letztlich das Ziel der detektivischen Aufklärungsarbeit ist: »You see, the whole thing«, sagt nun Sherlock Holmes am Ende des Buchs, so als kenne er bereits das spätere Räsonnement seines Autors, »is a chain of logical sequences without a break or flaw«. [9] In diesem Sinne versteht sich die vermeintlich gebrochene Struktur der detektivischen Weihnachtsgabe als regelrechte intellektuelle wie moralische Aufgabe: Es soll Licht in das Dunkel der amerikanischen Geschichte gebracht werden; das Terrorregime der Mormonen, das gerade aufgrund seiner Unsichtbarkeit seine Schreckensherrschaft ausübt (»its invisibility [...] made this organization doubly terrible«), soll durchleuchtet werden. Und das ist fraglos nur ein exemplarischer Fall, der pars pro toto kriminalistische Aufklärungsarbeit und philosophisch-moralische Aufklärung assoziiert. Die Ordnung der Räume spiegelt hier in nuce eine Lichtmetaphorik, die programmatischer Natur ist. Das Indizienparadigma zielt auf Aufklärung – und das im doppelten Wortsinn.

Die Struktur des Textes mit ihrer so offenkundig inszenierten Bedeutsamkeit dominiert das Geschehen und unterlegt die Zeichen mit einer impliziten Botschaft, die nun der Leser seinerseits zu deduzieren hat. Nur er verfügt über alle Informationen, die er nun zusammenzusetzen hat. Nur er kann ohne Bruch die Kette der narrativen Zeichen zusammenfügen. Der Leser wird gerade durch die eigentümliche Konstruktion des Romans in die Position des Detektivs versetzt und soll zusammenbringen, was in der Erzählung erst einmal nicht zusammengehört – zu unterschiedlich sind die Ordnungen, die hier säuberlich voneinander getrennt präsentiert werden. Das ist das Narrativ der Zeichen, das Conan Doyle hier in nachgerade verrätselter und doch didaktischer Weise entwirft.

 

2. Zwei Mädchen und ihre Elfen

 

»Ein Zeichen muss wahrnehmbar sein. Zugleich aber ist, was am Zeichen wahrnehmbar ist, sekundär, während die Bedeutung des Zeichens, die für gewöhnlich als unsichtbar, abwesend, vielleicht auch als immateriell angesehen wird, als primär gilt.« (Krämer 2008, S. 34.)

»There is not a tittle of evidence for this.« (Conan Doyle 1918, S. 100.)

 

Und wieder ist es eine Weihnachtsausgabe, nun aber des Strand Magazine, in dem auch die Sherlock Holmes-Erzählungen erscheinen, die der Welt eine besondere Entdeckung verkündet: Es gibt Elfen, die unsere Welt bevölkern! Sir Arthur Conan Doyle hatte diesen besonderen Moment und das berühmte publizistische Organ genutzt, um, auf der Welle der Sherlock Holmes-Begeisterung reitend, einer besonderen Form der Spurensicherung Publizität zu verschaffen: der Photographie von Elfen. 1920 erschien dort ein Artikel aus seiner Feder, in dem er in Text und Bild etwas vorstellt, was die Vorstellungskraft der meisten Leser überfordern dürfte.

 

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Zwei Jahre später machte er daraus gleich ein ganzes Buch, das neben dem Artikel auch diverse Reaktionen sowie eine Vielzahl weiterer Dokumente enthielt, die von einem Auszug aus den Aufzeichnungen eines Mediums (und hier gilt sein Diktum, dass das Medium in eine Ordnung mit den Elfen rückt: »Mediums are touchy people – more delicately organised in many cases than any other human type«) [10] über kritische Reaktionen und Berichte von Freunden und Bekannten bis hin zu Dokumenten aus der langen und dunklen Geschichte des Volksglaubens und sogar Leserbriefen reichen, die Conan Doyle aufgrund seines Artikels erhalten hatte (und zu denen etwa jener einer blinden Sängerin gehört, die in ihrer inner vision Elfen betrachten kann). The Coming of the Fairies, so der Titel des schlanken Bändchens, ist ein höchst eigentümliches Dokument, das in anderer Weise auf Zeichen setzt: Nun ist es die Photographie, die zwei Reiche zusammenbringen soll, die, wie Conan Doyle bereits zu Beginn des bemerkenswerten Buchs ausführt, regelrechte Parallelwelten darstellen: »It is hard for the mind to grasp what the ultimate results may be if we have actually proved the existence upon the surface of this planet of a population which may be as numerous as the human race, which persues its own strange life in its own strange way, and which is only seperated from ourselves by some difference of vibrations.« [11]

Elfen sind dabei, anders als die allermeisten Erscheinungen bei spiritistischen Sitzungen, mit denen Conan Doyle vertraut ist, keine Wesen aus dem Jenseits (die gleichwohl Teil der »great chain of being« sind), sondern höchst irdische Kreaturen, wenn auch mit recht rätselhaften Eigenschaften, die genauer zu bestimmen dem Autor mehr als nur schwer fällt. So differieren die verfügbaren Berichte in jeder Hinsicht: Die vermeintlich gesichteten Elfen sind höchst unterschiedlich groß, können manchmal fliegen, dann aber wieder nicht, und auch die Frage der Fortpflanzung bleibt ungeklärt.

Doch der Reihe nach: 1917 gaben die beiden Cousinen Frances Griffiths und Elsie Wright vor, in Cottingley, einem Dorf in der Nähe des englischen Ortes Bradford, Elfen nicht nur gesehen, sondern photographiert zu haben. Es entstanden 1917 erst zwei, und dann drei Jahre später weitere drei Photographien.

 

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Die beiden ersten veröffentlicht Conan Doyle in seinem Artikel und macht deutlich, dass diese »will mark an epoch in human thought« [12] und mit der Entdeckung Amerikas durch Columbus zu vergleichen sind. Ein neuer Kontinent tut sich auf – und das mitten in Yorkshire! Bevor Conan Doyle sich an die Öffentlichkeit wendete, wurden die Aufnahmen gleich mehrfach einer kritischen Überprüfung unterzogen, bei denen selbst die von Conan Doyle hinzugezogene Firma Kodak eine wenig rühmliche Rolle spielte. Ausgeschlossen wurden eine Doppelbelichtung sowie eine anders geartete Manipulation der Platten. Es handelte sich Aufnahme für Aufnahme um »a perfectly straight single-exposure photograph, taken in the open air under natural conditions« [13] – und das sollte in der Tat zutreffen, da die später von den Mädchen bekannte Manipulation darin bestand, mit Cut Outs gearbeitet zu haben, die dann in natürlicher Umgebung drapiert wurden.

 

James Randi Explains the Cottingley Fairies (Quelle: www.randi.org)

 

Die beiden Cousinen hatten Vorlagen aus Princess Mary's Gift Book verwendet, diese abgezeichnet und dann mit Nadeln an Pflanzen fixiert. Für Conan Doyle hingegen war die Tatsache, dass es sich um eine straight exposure handelte, Beleg dafür, dass die eigentlich unsichtbare Parallelwelt nun in die sichtbare hineinragte.

Argument einer Sichtbarmachung solcher vermeintlich unsichtbarer Parallelwelten ist die seit der Moment- und Röntgenphotographie weit verbreitete Annahme, dass die Photographie, die hier als Mittel der visuellen Evidenzerzeugung eingesetzt wird, imstande ist, auch in für das Auge unsichtbare Welten einzudringen. Die Photographie ist nicht nur Mittel der Spurensicherung im Feld des Sichtbaren, sondern eben auch ein regelrechtes Übertragungsmedium zwischen sichtbarer und unsichtbarer Welt: Sie ist ein Medium, das auch in spiritistischen Kreisen seinen Namen zu Recht trägt. [14] Sie ist ein Bote aus dem Reich des Unsichtbaren, der verschlüsselte, zumeist frohe Botschaften überbringt, die dann der Kreis der im Diesseits Versammelten zu entziffern hat. [15] Die Photographie ist eben jene »Retina des Wissenschaftlers«, der ein ungleich größeres Wahrnehmungsspektrum als dem menschlichen Auge zur Verfügung steht. [16]

Auch bei den Elfenphotographien handelt es sich, so Conan Doyle, um »instantaneous photographs«, also Momentaufnahmen, bei denen »all the figure of the fairies moved during exposure« [17] und der kleine Wasserfall im Hintergrund out of focus ist. Später werden von Elfentouristen, aber auch Journalisten, Spiritisten, Medien und Theosophen zahlreiche weitere Photographien (sämtlich allerdings ohne Elfen) von dem locus amoenus angefertigt, der als regelrechtes neuzeitliches Arkadien idealtypisch gewählt worden war. Bis heute dauert ein solcher Elfentourismus an, auch wenn die Märchenwesen längst verschwunden sind.

Die Photographien dienen hier wie auch bei diversen strikt wissenschaftlichen Anwendungen dazu, ein von einem Subjekt wahrgenommenes Phänomen zu authentifizieren. Die Photographien sind also ein Medium, das Botschaften aus einem Reich überbringt, das den allermeisten, so das Argument, unzugänglich ist. Die beiden Mädchen, die die Elfen entdeckt und dann auch photographiert haben, pflegen hingegen aufgrund ihrer besonderen auratischen Qualitäten (und das noch vor Benjamins medientheoretischer Nobilitierung des Begriffs) vermeintlich eine Art alltäglichen Umgang mit den geflügelten Lichtwesen.

Conan Doyles Coming of the Fairies verlässt sich allerdings weder auf die Aura noch auf den Glauben seiner Leser. Ihm kommt es darauf an, ähnlich wie bereits in seiner ersten Sherlock Holmes-Erzählung A Study in Scarlet, den Leser in die Rolle des Detektivs zu versetzen, der die verschiedenen Dokumente zusammenzufügen hat. Wenn »the whole of the evidence« Ziel der Ausführungen ist, so ist das eben das Ergebnis einer Lektürepraxis, die narrative Zeichenketten als Indizien eines Zusammenhangs von Parallelwelten deuten soll: »The diligent reader is in almost as good a position as I am to form a judgement upon the authenticity of the pictures. This narrative is not a special plea for that authenticity, but is simply a collection of facts the interferences from which may be accepted or rejected as the reader may think fit.« [18] Doch Conan Doyle, dem Medium der Photographie blind vertrauend und von der Existenz von Elfen unkritisch überzeugt, ruft auch in Erinnerung, dass »there are few realities which cannot be imitated« – und das gelte eben auch für Elfen. Sie sind für ihn der Punkt, an dem sich die Geraden der Parallelwelten berühren. Uns bleiben die Dokumente und die Konstruktionsregeln dieser eigentümlichen Parallelwelten, die zu einer kritischen Bild-, Zeichen- und Mediendeutung jenseits ihrer metaphysischen Dimensionen Anlass geben. Das ist die kritische Spurensicherung, die heute mehr denn je gefordert ist.

 

 

 



 

 

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Endnoten

[1] Sybille Krämer: Medium, Bote, Übertragung. Kleine Metaphysik der Medialität, Frankfurt a.M. 2008, S. 35, fortan zit. als Krämer 2008.

[2] Arthur Conan Doyle: The New Revelation, New York 1918, S. 40, fortan zit. als Conan Doyle 1918.

[3] Conan Doyle erzählt seine eigene Bekehrungsgeschichte in Conan Doyle 1918.

[4] Sir Arthur Conan Doyle: »A Study in Scarlet«, in: The New Annotated Sherlock Holmes, Bd. III: The Novels, hrsg. v. Leslie S. Klinger, New York, London 2006, S. 3-207, hier S. 7; fortan zit. als Conan Doyle 2006. Diese höchst bemerkenswerte Ausgabe hat nicht nur eine enorme Kommentardichte (allein der erste Roman weist nicht weniger als 274 Anmerkungen auf!), sondern behandelt Sherlock Holmes auch wie eine real existierende Figur.

[5] Vgl. dazu den überaus instruktiven Band von Sybille Krämer, Werner Kogge, Gernot Grube (Hrsg.): Spur. Spurenlesen als Orientierungstechnik und Wissenskunst, Frankfurt a.M. 2007.

[6] Conan Doyle 1918, S. 50; vgl. auch ebd., S. 33f.: »The chain of evidence between the simplest cases of thought-reading at one end, and the actual manifestation of the spirit independently of the body at the other, was one unbroken chain, each phase leading to the other, and this fact seemed to me to bring the first signs of systematic science and order into what had been a mere collection of bewildering and more or less unrelated facts.«

[7] Conan Doyle 2006, S. 80f.

[8] Und Watson ruft bewundernd aus: »You have brought detection as near an exact science as it ever will be brought in this world.« (Ebd., S. 69)

[9] Ebd., S. 200.

[10] Arthur Conan Doyle: The Case for Spirit Photography, London 1927, S. 34.

[11] Arthur Conan Doyle: The Coming of the Fairies, Reprint der Ausgabe New York, Toronto, London 1922, S. 1; fortan zit. als Conan Doyle 1922.

[12] Ebd., S. 18.

[13] Ebd., S. 25.

[14] Vgl. dazu Sybille Krämers großartiges Buch Medium, Bote, Übertragung. Kleine Metaphysik der Medialität (Krämer 2008).

[15] Zu den drolligen Eigenschaften der Medien gehört, dass sie große Probleme mit Eigennamen haben. Dieses Gedächtnis scheint ihnen abhanden gekommen zu sein, was wiederum für die identifikationssuchenden Diesseitigen ein gewisses Problem darstellt, da sie meist nicht wissen, wer nun spricht (vgl. dazu Conan Doyle 1918, S. 87ff.).

[16] Diese Metapher stammt von dem französischen Astronom Jules Janssen. »Die Photographie ist die wahre Netzhaut des Gelehrten«, so bringt er 1888 einen Toast auf die Photographie aus, »Ja, meine Herren, die sensibilisierte photographische Platte ist die wirkliche wissenschaftliche Retina, da sie all jene Eigenschaften aufweist, die die Wissenschaft erhoffen kann: Sie bewahrt treu die Bilder auf, die sich auf ihr abzeichnen, und reproduziert diese wenn erforderlich in unendlicher Zahl. Sie nimmt ein doppelt so großes Spektrum an Strahlungen wahr wie das Auge und bald wird sie vielleicht alle erkennen können; sie verfügt zudem über jene bewundernswerte Eigenschaft, komplexe Handlungen erkennen zu können, und während unsere Retina jeden Eindruck nach einer Zehntelsekunde wieder löscht, bewahrt die Photographie sie nahezu unendlich lange auf und speichert sie. Daher gibt es dank ihr kaum noch eine durch das Licht übertragene Erscheinung, wie flüchtig es auch sein mag, die sie nicht fixiert, keine Strahlung, wie fremd sie unserem Auge auch sein mag, die sie nicht aufzeichnen würde, keine Lichterscheinung, die sie nicht erhellen würde. Ja, meine Herren, die Photographie wird uns bald mit jenen mysteriösen Strahlungen in Verbindung bringen, die uns umgeben; sie ist die Manifestation der feinsten Kräfte, die auf die Materie und die physische Welt einwirken und dies auf ungleich effizientere und vollständigere Weise als es das fraglos bewundernswerte Organ vermöchte, mit dem die Natur uns ausgestattet hat.« (Jules Janssen: »En l’honneur de la photographie«, in: Henri Dehérain (Hrsg.): Œuvres scientifiques, Bd. II, Paris 1930, S. 86-90, hier S. 88f.; vgl. auch »Banquet annuel de la société«, 5. Mai 1888, in: Bulletin de la Société française de photographie, 2. Serie, Bd. 4, Paris 1888, S. 134-140 u. S. 166-168.

[17] Conan Doyle 1922, S. 10.

[18] Ebd., »Preface«, unpaginiert.