Knolliger Anhydrit (Barbarossa-Höhle, Zechstein, Kyffhäuser).
© D. Mertmann
Gipslappen durch Re-Hydratisierung von Anhydrit
(Barbarossa-Höhle, Zechstein, Kyffhäuser). © D. Mertmann.
Lamination aus Anhydrit/Gips und Dolomit (dunkle Lagen).
Teilweise sind die Evaporitlagen gefaltet (Schlangengips).
(Barbarossa-Höhle, Zechstein, Kyffhäuser).
© D. Mertmann

Gips- und Anhydritgesteine

Die Bezeichnung Gips steht sowohl für das wasserhaltige Mineral Gips als auch für ein Gestein (Gipsgestein, Gipsit). Letzteres weist oft ein kristallines Gefüge auf. Durch Beimengungen von Fremdmaterial (terrigenes, karbonatisches, organisches Material) können die Farben insgesamt oder in Lagen von weiß, hellgrau bis schmutziggrau variieren.

Das wesentliche Erkennungsmerkmal ist die geringe Härte der Gipskristalle (Mohssche Härteskala 2), so dass sich auch das Gestein mit dem Fingernagel ritzen lässt.

Weißes bis graues Anhydritgestein besteht im Wesentlichen aus Anhydrit, der wasserfreien Variante des Ca-Sulfats.

Es erscheint wegen der meist geringen Kristallgrößen marmorartig bis dicht. Es ist geringfügig härter als Gips, daher lässt es sich nicht mehr mit dem Fingernagel ritzen.

Beide Minerale können primär aus konzentrierten Lösungen ausfallen. Heute können wir ihre Bildung in den intertidalen Gebieten am Persischen Golf, in Tunesien und Ägypten beobachten. Dort fällt Gips im Sediment am Boden von Lagunen und im Intertidal aus. Die Kristallgrößen schwanken zwischen weniger als 1 mm bis zu mehr als 25 cm. Bei steigender Evaporation werden die Gipskristalle durch Anhydrit ersetzt. Dieser bildet zunächst ein feines Kristallgemenge aus. Weitergehende Umwandlung führt zu dichten Anhydritknollen. Das Primärsediment wird zwischen den unregelmäßigen Knollen zu verschlungenen Arealen reduziert (chicken-wire Anhydrit). Im landwärtigen Teil der Küstenebenen fällt Anhydrit auch primär in dünnen Lagen oder Knollen aus. Am Boden von Lagunen, Salzseen oder flachen Schelfarealen können riesige Gipskristalle einzeln oder als Zwillinge vertikal heranwachsen. Millimeter-dünn laminierte Gips- oder Anhydrit-Abfolgen enthalten als Trennlagen organisches Material, Karbonat oder terrigene Beimengungen. Die Schichtung kann dabei eben (Liniengips) oder eng gefältelt (Schlangengips) sein. Gips- und Anhydritmaterial kann durch Wind und Wasser transportiert und resedimentiert werden, so dass klastische Ablagerungen entstehen. Wir kennen Dünen und Rippeln aus Gipskristallen sowie Ablagerungen resultierend aus Rutschungen, Schlamm- und Schuttströmen, die verfaltet und brekziiert sind. Selten gibt es Gipsooide.
Durch Versenkung und Auflast entsteht aus Gips durch Verlust des Wasseranteils Anhydrit. Allerdings kommt es bei erneutem Kontakt mit Wasser oder - schon das reicht aus! - mit der Luft wieder zur Vergipsung; Anhydrit kann also in Gips zurückverwandelt werden. Ein sichtbarer Ausdruck der Rückumwandlung von Anhydrit in Gips sind die von der Höhlendecke herunterhängenden Gipslappen der Barbarossa-Höhle (Kyffhäuser, Harz).
Gips und Anhydritgesteine werden wirtschaftlich intensiv in der chemischen Industrie, in der Zement- und Baustoffindustrie, zur Keramik- und Porzellanherstellung sowie für kunstgewerbliche Zwecke genutzt.