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Streichen, Fallen, Fallrichtung

Begriffe

Bevor Sie den Umgang mit dem Kompass lernen, müssen zuvor einige Begriffe geklärt werden:

Flächen und Lineare

Ihnen ist der Begriff "Schichtung" in Gesteinen bekannt. Die Grenzen zwischen den Schichten kann man als Flächen betrachten, die eine bestimmte Orientierung im Raum haben. Ferner kennen Sie z.B. Striemungen (Kratzspuren) von Gletschern. Eine einzelne Spur kann man als Linear betrachten.

Weitere Beispiele für Flächen: Schichtung, Schieferung, Faltenschenkel, Faltenachsenfläche, usw.

Weitere Beispiele für Lineare: Orientierung von Kristallen, Mineralstreckung, Faltenachse, Schnittlinie zweier Flächen, usw.

Streichen

Betrachten Sie die Raumansicht:

Auf eine Gesteinsfläche fiel ein Wassertropfen. Der Tropfen ist den steilsten Weg hinabgeflossen und hat eine Spur hinterlassen. Diese Spur betrachten wir als Linear. Die Himmelsrichtungen sind hier als festes Bezugssystem angegeben. Das Streichen ist eine gedachte horizontale Gerade auf einer Fläche. Um das Beispiel einfach zu halten, verläuft hier das Streichen genau Nordost-Südwest.

Fallen

Betrachten Sie die Seitenansicht:

Von der Seite (exakt: parallel zum Streichen) betrachtet neigt sich die Gesteinsfläche 30° nach unten von einer gedachten horizontalen Ebene. Diese horizontale Ebene hat keinen speziellen Namen, die Neigung nennt man Fallen.

Fallrichtung

Betrachten Sie die Aufsicht:

Die Aufsicht ist hier abstrahiert und absichtlich ist - analog zu den meisten Karten - Norden oben gesetzt. Auch hier ist das Streichen mit Nordost-Südwest verzeichnet, entsprechend zeigt seine Abweichung von Norden im Uhrzeigersinn exakt 45°. Nach der Grafik könnten für das Streichen zwei Winkel angegeben werden, hier sind es 45° (oben rechts) und 225° (unten links). Es wird immer der kleinere Winkel genannt, hier also 45°. Schätzen Sie ferner die Abweichung der Wassertropfenspur von Norden im Uhrzeigersinn, so kommen Sie hier auf 135°. Diesen Wert nennen Geologen Fallrichtung.

Streichen/Fallen oder Fallrichtung/Fallen

Sie können die Orientierung einer Fläche im Raum immer exakt mit zwei Winkeln angeben: entweder mit dem Streichen/Fallen oder mit Fallrichtung/Fallen. Für Geländearbeiten und anschließende Auswertungen hat sich Fallrichtung/Fallen als praktisch erwiesen, da beim Streichen/Fallen zusätzlich noch die Himmelsrichtung angegeben werden muss, in welche die Fläche einfällt. Seien Sie sich immer bewusst, welche der beiden Möglichkeiten Sie verwenden und notieren Sie das auch. Für dieses Beispiel gilt:

Fläche: 45/30 SE (Streichen/Fallen) oder

Fläche: 135/30 (Fallrichtung/Fallen)

Azimut/Fallen

Wir gehen noch einen Schritt weiter: Der Regentropfen hat eine Spur hinterlassen. Diese Spur allein betrachtet ist ein Linear. Um die Orientierung von Linearen anzugeben, wird entsprechend Fallrichtung/Fallen gemessen, der erste Wert wird jedoch nicht Fallrichtung, sondern Azimut genannt. Die Werte bleiben aber gleich. Für das Beispiel gilt:

Linear: 135/30 (Azimut/Fallen)

Übung

In der Grafik ist der Kompass angedeutet, um zu zeigen, wie dieser liegen würde. Es ist sinnvoll, zuerst den Inhalt dieser Seite zu verinnerlichen. Der Umgang mit dem Kompass wird in dem Film Mit Gefügekompass messen demonstriert. Beim Messen werden oft Fehler gemacht.

Erstellen Sie sich nach dem Beispiel auf dieser Seite eigene Übungsbeispiele und rekapitulieren Sie damit den Inhalt. Schätzen Sie im Gelände vor jeder Messung die Werte und vergleichen Sie diese Schätzwerte dann mit Ihren Messungen, um grobe Fehler zu vermeiden!

Anmerkung des Autors

Den in der Geologie in diesem Zusammenhang verwendeten Begriff "Fläche" halte ich für ungünstig gewählt. Besser wäre "Ebene". In der Mathematik bezeichnet man mit einer Fläche immer den Flächeninhalt. Man spricht von einer Ebene, wenn man die Orientierung einer Fläche im Raum meint, was für den oben erklärten Zusammenhang passender wäre.

 

Zusammenfassung als Liste

 

Geländearbeit 18/24

 



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