Nomenklatur der Metamorphite

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Die genauere Bestimmung

Ziel der genaueren Bestimmung ist die unverwechselbare Charakterisierung, die "Individualisierung", eines Gesteins. Tatsächlich würden die oben vorgestellten Kerne nie ausreichen, um den Gesteinsbestand einer Region sinnvoll wiedergeben zu können, da häufig sehr ähnliche Gesteine miteinander vorkommen. Zur genaueren Bestimmung werden die Gesteinszusammensetzung, das Erscheinungsbild des Gesteins oder charakteristische Gefüge verwendet. Beispiele sind:
Epidot-führender Granatamphibolit, leukokrater Augengneis, mylonitischer Biotitgneis.

Das Prinzip der Gesteinsbenennung nach der modalen Zusammensetzung

Der Modalbestand eines Gesteins lässt sich unterteilen in Hauptgemengteile, also Minerale, die jeweils mehr als 5 Volumenprozent des Gesteins bilden, und Nebengemengteile, die entsprechend jeweils weniger als 5 Volumenprozent des Gesteins bilden. Minerale mit einem Anteil von weniger als 1 Volumenprozent am Gesamtgestein bezeichnen wir als Akzessorien.

Zur Erfassung von Hauptgemengteilen, deren Präsenz nicht unmittelbar aus den oben vorgestellten Kernen hervorgeht, wird der Mineralname bzw. werden die Mineralnamen vor den Kern gestellt. So ergibt sich aus dem Namen Biotitgneis, dass es sich um ein Gestein handelt, das im Wesentlichen aus Feldspat und Quarz besteht (geht aus dem Kern Gneis hervor) und zudem mehr als 5% Biotit führt. Sind mehrere Hauptgemengteile zu erfassen, so werden diese entsprechend ihrer Häufigkeit in aufsteigender Reihenfolge angeordnet. Beispielsweise führt ein Staurolith-Granat-Glimmerschiefer mehr Granat als Staurolith. Ein weiteres Beispiel: Ein Amphibolit besteht aus Amphibolen und Plagioklas; ein Epidot-amphibolit aus Amphibol, Plagioklas und Epidot und ein Granat-Epidotamphibolit aus Granat, Epidot, Amphibol und Plagioklas, wobei mehr Epidot als Granat vorhanden ist. Nebengemengteile, die charakteristisch für ein Gestein sein können (z.B. zur Identifikation als kartierbare Einheit) werden in die Gesteinsnamen eingebracht, indem man sie mit dem Wort "-führend" verbindet und vor den Gesteinsnamen stellt. Bsp.: Disthen-führender Staurolith-Granatgneis. Das geht auch mit zwei und mehr Mineralen (z.B. Magnetit- und Granat-führender Chloritphyllit). Dabei gilt wieder das Prinzip der aufsteigenden Reihenfolge.

Das Erscheinungsbild

Gesteine können zusätzlich nach ihrem Erscheinungsbild charakterisiert werden, z.B. nach ihrer Farbzahl (M), die sich im Gehalt der mafischen Minerale ausdrückt. In der Praxis werden Gesteine mit einer Farbzahl <10 (d.h. weniger als 10% mafische Minerale im Gestein) als leukokrat, Gesteine mit M über ca. 80% als melanokrat bezeichnet. (Bsp.: Leukokrater Disthen-führender Muskovitgneis).

Als weiteres Charakterisierungsmerkmal können besondere Gefüge herangezogen werden, z.B. das erwähnte porphyrische Gefüge einiger orthogener Gneise (= Augengneise), oder Gefüge, die auf eine sehr hohe Verformung des Gesteins hinweisen ("mylonitisch"). Bsp.: Biotit-Kalifeldspat-Augengneis, mylonitischer Chlorit-Biotit-Glimmerschiefer.

Schließlich und endlich lässt sich das makroskopische Erscheinungsbild verwenden, z.B. plattiger Gneis für einen in dünne Platten zerfallenden Gneis oder die bereits erwähnten Griffelschiefer.