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Verdeutlichung des Zusammenhangs zwischen Kristallumriss und
Anschnittsebene. © eMik.

Umriss

Der Umriss eines Kristalls ist kein verlässliches Identifikationsmerkmal. Nur in Verbindung mit anderen Kriterien (z.B. Spaltbarkeit, Mineralfarbe im Hellfeld) gewinnt er Aussagekraft. Diese Einschränkung hat mehrere mögliche Urachen. Schon bei ihrem Wachstum gelingt es Kristallen sehr häufig nicht, ihre Eigengestalt zu entwickeln, da der dafür notwenige Raum nicht existiert. Aber selbst wenn ein idiomorpher Kristall entstanden ist, kann dessen Form durch unterschiedliche Prozesse und Mechanismen nachträglich verändert werden. Als Beispiele führe ich die partielle Lösung des Kristalls durch Druck (Drucklösung), wässerige Lösungen (chemische Lösungs-Fällungsreaktion) oder Schmelzen (Korrosion) sowie das Zerbrechen (Kataklase) und die dynamische Rekristallisation während der Gesteinsdeformation an. Besonders möchte ich auf zwei weitere Möglichkeiten hinweisen.

1. Die Schnittlage. Stets zu bedenken bleibt, dass ein Dünnschliff einen zweidimensionalen Anschnitt eines Mineralgemenges zeigt, das im Regelfall keine vollständige Vorzugsregelung hat, was bedeutet, dass ein Teil der Kristalle nicht in einer definierten kritallographischen Orientierung, z.B. parallel zur kristallographischen c-Achse, angeschnitten sind. Die Auswirkung des zufälligen Anschnittes eines Kristalles auf seinen Umriss im Dünnschliff verdeutlicht die Abbildung, die einen idiomorphen Pyroxen und dessen Umriss in drei Anschnittsebenen zeigt. Nur aus dem Anschnitt in der grauen Ebene (in diesem Fall ein sogenannter Kopfschnitt) resultiert der "typische" achteckige Umriss der Pyroxene. Die anderen Anschnitte erzeugen einen unspezifischen rechteckigen Umriss (im Längsschnitt; rote Ebene) oder gar einen Umriss, der eher dem eines Kopfschnittes eines Amphibolkristalls gleicht (blaue Ebene)!

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