Vorwort

Die Dünnschliffmikroskopie setzt da an, wo mit der makroskopischen Gesteinsansprache kein Weiterkommen mehr ist. Die im Vergleich zum menschlichen Auge wesentlich höhere Auflösung des mikroskopischen Abbilds ermöglicht die Analyse feinstkörniger Gesteine und, in Verbindung mit einer Reihe an lichtoptischen Parametern (z.B. Brechungsindex, Doppelbrechungsfarbe, Auslöschungsschiefe), die sichere Identifizierung vieler Minerale. Grundlegend für die nutzbringende Anwendung der Polarisationsmikroskopie ist aber die Einstellung jedes Menschen gegenüber seinem eigenen Handeln. Wie ist das zu verstehen?

Der Schwertmeister Miyamoto Musashi (1584-1645) unterscheidet in seinem Buch Fünf Ringe (Gorin-no-sho) scharf zwischen erkennendem und anschauendem Blick: "Von den beiden Arten des erkennenden und des anschauenden Blicks ist der erkennende Blick der starke, der anschauende Blick der schwache." Seine Weisheit gilt für vieles, aquch für die mikroskopische und makroskopische Analyse von Gesteinen. Das bloße Betrachten nützt nichts, ohne den Willen zu erkennen bleibt alles tun leer. Den Wunsch und den Willen zu erkennen muss aber jeder Mensch selbst entwickeln, beides kann nicht gelehrt werden. Dies ist stets zu bedenken.

Ist der Wunsch vorhanden und der Wille gefestigt, bedarf es weiterhin beständiger Übung. Zu deren Unterstützung haben wir eMik-das virtuelle Polarisationsmikroskop gebaut. Dabei sollte stets darauf geachtet werden, gerade auch das zu üben, was einem nicht liegt. Miyamoto Musashi schreibt dazu: "Wer klein ist von Gestalt, muss in seinem Herzen ausnahmslos alles von den Großen wissen, wer groß ist von Gestalt, muss sich gut auskennen in den Kleinen; denn ob einer groß ist oder klein, wichtig ist, dass er ein Herz besitzt, das sich nicht zur Bevorzugung des Eigenen verleiten lässt." Nur dem unvoreingenommenen Betrachter ist wahres erkennen möglich.

Wer dies beherzigt, wer sich aus eigenem Wunsch und in ständigem Streben zu erkennen allem unvoreingenommen zuwendet, dem ist der Erfolg gewiss.

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