Eine kurze Geschichte der Mikroskopie

Die Geschichte der Mikroskopie beginnt, wie könnte es anders sein, mit den Griechen und Römern und der Verwendung von Brenngläsern. Um das Jahr 1000 nach Christus berichten arabische Quellen von der Verwendung so genannter Lesesteine. Diese linsenförmig geschliffenen Glaskörper ermöglichten die vergrößerte Darstellung von Objekten und Texten. Erst um 1285 erkannte man, dass sich solche Glaskörper auch auf der Nase tragen lassen. Oberitalienische Gemälde aus dieser Zeit zeigen gelehrte Männer mit unförmigen Nasenzwickern aus Holz und grünen Gläsern. Die Farbe geht auf die Verwendung von Beryllkristallen statt Glas als Linsenmaterial zurück. Dieses Kettensilikat gab dem heute weit verbreiteten optischen Hilfsmittel auch seinen deutschen Namen: Brille. Kurzsichtige Menschen mussten aber noch weitere 235 Jahre auf die Erfindung der Konkavlinse warten, bis auch ihnen das Leben erleichtert wurde.

Wo und wann das erste Mikroskop gebaut wurde, ist nicht bekannt. Lange Zeit galt Hans Jansen aus Middelbourg in Holland als der Erfinder, doch heute bezweifeln dies die meisten Historiker. Unbestritten ist, dass es um Anno Domini 1590 war, als ein findiger Geist die Idee hatte, mehrere Linsen so miteinander zu kombinieren, dass ein stark vergrößertes Abbild eines Objekts auf kürzester Distanz entstand. Von den ersten erhalten gebliebenen Mikroskopen, die eine drei- bis neunfache Vergrößerung erreichten, war es aber noch ein weiter Weg zu den modernen Geräten von heute.

Die Entwicklung des anfänglich sehr einfachen Mikroskops, das seinen Namen 1625 von Johann Faber von Bamberg (1574-1629) erhielt, wurde bereits im 17. Jahrhundert stark forciert. Bald nahm es als Hightechgerät zusammen mit dem Teleskop eine Vorreiterrolle unter den modernen Forschungsgeräten ein. Die dynamische Entwicklung setzte sich im 18. und 19. Jahrhundert fort. Große Beiträge leisteten u.a. Christian Huygens (1629-1695) mit dem zweilinsigen Okkular, Christian Gottlieb Hertel (1683-1743), der den hebbaren Tubus, den drehbaren Objekttisch und den Spiegel am Beleuchtungsapparat einführte, William Nicol (1768-1841), der 1829 erstmalig die nach ihm benannten Polarisationsprismen verwendete, Joseph von Frauenhofer (1770-1841) mit den achromatischen Linsen, Giovanni Battista Amici (1786-1863) mit der Einführung des Deckgläschens und August Köhler (1866-1948) durch die Einführung der Köhlerschen Beleuchtung. Die bedeutendste Neuerung erfolgte wohl 1846 durch Carl Zeiss (1816-1888), Ernst Abbe (1840-1905) und Otto Schott (1851-1935), die zum ersten Mal in der Geschichte der Mikroskopie eine berechnete Optik verwendeten. Bis dahin waren die Linsen eines Mikroskops durch Ausprobieren aufeinander abgestimmt und ausgewählt worden. Von nun an konnten die Eigenschaften der Linsen und des Mikroskops systematisch verändert werden.

Eine ausführlichere Geschichhte der Mikroskopie finden Sie im Mikroskop-Museum von Dr. Hauke Kahl.