Gerade und schiefe Auslöschung

Während der Drehung eines Dünnschliffs um 360° werden im doppelt polarisierten Licht (also bei gekreuzten Polarisatoren) alle Kristalle anisotroper Minerale viermal unsichtbar. Dieses Unsichtbarwerden nennt man auch auslöschen. Es erfolgt in gleichen Winkelabständen von jeweils 90°.

Zur Erinnerung: Verursacht wird die Auslöschung dadurch, dass sich in diesen vier Positionen die Schwingungsrichtungen der beiden Lichtwellen, die den Kristall durchwandern (also der ordentliche und der außerordentliche Strahl) parallel zu den Schwingungsebenen von Analysator und Polarisator befinden.

Wird die Auslöschungsposition mit der Kristallmorphologie und der Orientierung von Polarisator und Analysator in Beziehung gesetzt, sind Rückschlüsse auf die Symmetrie des Kristallgitters möglich. Von Bedeutung ist, ob die Auslöschungspositionen in den Schwingungsebenen von Analysator und Polarisator liegen. Deren Schwingungsebenen entsprechen im Polarisationsmikroskop im Normalfall der N-S- und der E-W-Richtung des Sehfeldes (meist durch das Fadenkreuz des Okulars gekennzeichnet), es sei denn, eine oder beide Ebenen wurden verstellt - weshalb die Orientierung der Polarisatoren regelmäßig kontrolliert werden sollte!

Bringt man nun ein morphologisches Element eines Kristalls (z.B. Kristallkanten, Spaltbarkeiten, Zwillingsebenen) in die E-W- oder N-S-Richtung und der Kristall löscht vollständig aus, spricht man von gerader Auslöschung. Die damit nachgewiesene Parallelität der kristallographischen Achsen mit den Achsen der Indikatrix zeigt, dass es sich um ein Mineral mit einem hochsymmetrischen Kristallgitter (also: tetragonales, orthorhombisches oder trigonales / hexagonales Kristallsystem) handeln muss.

Löscht der beobachtete Kristall aber aus, wenn die morphologischen Bezugselemente schräg zur E-W / N-S-Richtung stehen, spricht man von schiefer Auslöschung. Das bedeutet, dass die kristallographischen Achsen nicht parallel zu den Indikatrixachsen verlaufen. Das Mineral gehört einer niedrigsymmetrischen Kristallklasse an (triklin oder monoklin). Da es bei monoklinen Kristallen in bestimmten Schnittlagen zu gerader Auslöschung kommen kann, müssen immer mehrere Kristalle analysiert werden!

Als Bestimmungskriterium ist die Auslöschung besonders dann von Bedeutung, wenn Minerale aus Mineralgruppen oder -familien mit sowohl hoch- als auch niedrigsymmetrischen Mitgliedern voneinander unterschieden werden müssen. Ein Beispiel ist die Unterscheidung von Klino- und Orthopyroxen.

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