Zum Inhalt Zur Navigation

Einführung in die Geodatenvisualisierung
 
vorherige Seite nächste Seite
 

6.1 Begriff und Wesen der Generalisierung

Das Wort "Generalisieren" stammt aus dem Französischen und ist abgeleitet vom lateinischen generalis = allgemein, einer Adjektivbildund zu genus = Gattung.
Der Begriff "Generalisierung" bedeutet in einem über die Kartographie hinaus gehenden Sinne Erhaltung der bezeichnenden Merkmale von Erscheinungen und Sachverhalten, Bewahrung des Wesentlichen, Überführung in übergeordnete Begriffe und Verringerung der unwesentlichen Einzelheiten.

Generalisierung läßt sich mit Verallgemeinerung oder Übergang von Einzelfällen oder Einzelobjekten zu einem höheren Allgemeinbegriff übersetzen, der das Wesen der Objekte bezeichnet.

Für die Gestaltung und Bearbeitung von Karten ist die Generalisierung von grundsätzlicher Bedeutung.
Generalisierung wird praktiziert, seit es Karten gibt, denn jede Karte ist eine abstrakte und vereinfachte Abbildung der räumlichen Realität, aus der bestimmte Phänomene ausgewählt und durch den Kartographen mittels eines Systems von Zeichen auf einen Informationsträger (Karte) übertragen werden.

Jede Karte ist als ein Modell der Wirklichkeit zu verstehen und damit von vornherein eine generalisierte Darstellung.

Der Anlass der Generalisierung ist zweifacher Art:

  1. Bei erstmaliger Erfassung und Aufbereitung von Objektinformationen sind generalisierte Maßnahmen erforderlich, wie z.B. Auswahl der zu erfassenden Objekte/Merkmale, meßtechnische Vereinfachungen, Bildung von Klassen usw.
  2. Maßstab und Zweckbestimmung beeinflussen beim Entwurf der Karte das kartographische Erscheinungsbild und damit
    Umfang und Art der Wiedergabe der Objektinformationen.

In jeder Karte sind demnach Objekte und Sachverhalte der Wirklichkeit verkleinert dargestellt, diese können nur im großen Maßstab, d. h. bei geringer Verkleinerung, annähernd wirklichkeitstreu wiedergegeben werden.

Verkleinerung der Kartenfläche bei kleiner werdendem Maßstab

generalisierung-1
Abbildung 56

Zusatz: Begriff und Wesen der Generalisierung - Mindestgrößen

Bei der kontinuierlichen Reduzierung des Maßstabs kann die Verkleinerung von Geodaten in einer Karte nicht beliebig fortgesetzt werden. Sie muß aufhören, wenn die Grenze des Auflösungsvermögens des menschlichen Auges erreicht wird:
Diese liegt bei 0,02 mm bei 30 cm Augenabstand. Darüber hinaus ist es nicht sinnvoll, die Feinheit der Kartenelemente bis an die Grenze des gerade noch Sichtbaren voranzutreiben, denn wichtige Objekte müssen schnell erfassbar sein, nicht nur gerade sichtbar, unterschiedliche Formen müssen deutlich erkannt werden können, wenn der Kommunikationsvorgang zwischen Karte und Benutzer nicht verzögert oder behindert werden soll.
Das Ziel der Generalisierung ist folglich, die Wahrnehmbarkeit der Geodatenvisualisierung zu bewahren. Dazu muß der Karteninhalt auf das Mögliche und Nötige reduziert werden.

Die Generalisierung selbst ist ein methodischer Prozess mit einer Vielzahl von Vorgängen. Generalisierung setzt sich aus Prozessen und Formen des Verallgemeinerns und Abstrahierens, die zur Überführung der detaillierten und differenzierten Wirklichkeit in eine aussagekräftige kartographische Wiedergabe notwendig sind, zusammen.
Durch grafisches und inhaltliches Vereinfachen und Zusammenfassen, durch Auswählen und Hervorheben des Wesentlichen, durch Ausscheiden und Unterdrücken des Unwesentlichen sollen die dargestellten Erscheinungen in dem meist stark verkleinerten Kartenbild lesbar und verständlich gemacht werden.

Home » Einführung in die Geodatenvisualisierung » Inhalte » 6. Kartographische Generalisierung » 6.1 Begriff und Wesen der Generalisierung
© 2007 Freie Universität Berlin Feedback | Stand: 12.05.2010