Manche Sillimanitkristalle stehen in Kontakt zu Disthen, einer anderen Modifikation von Al2SiO5. Näheres zu Disthen erfahren Sie anhand eines anderen Hotspots in diesem Dünnschliff. Die Existenz mehrerer Modifikationen kann bedeuten, dass

  1. sich die Druck-Temperaturbedingungen geändert haben; eine der beiden Phasen wurde also metastabil, während die andere die eigentlich stabile Phase war.
  2. die Druck-Temperaturbedingungen im Bereich des Phasenübergangs lagen und der Zufall entschied, welche Phase entstand.

Wie lässt sich nun beurteilen, welche Situation zutrifft und welche Phase zuerst entstand? Fall 2, der statistisch wesentlich seltener sein dürfte, sollte zur Bildung von Kristallen beider Phasen führen, die nicht ineinander übergehen und in der Regel nicht aneinander grenzen. Im ersten Fall sollte hingegen der Übergang von einer Phase in die andere, z.B. in Form von Säumen und Faserbärten, mehrfach zu beobachten sein. Die Zeitlichkeit der Bildung lässt sich daran ablesen, welche Phase sich im Kern und welche sich am Rand befindet. Das in der Abbildung gezeigte Beispiel verweist auf Fall 1. Ein großer Disthenkristall wird randlich von Biotit und Sillimanit begrenzt. Die Sillimanitkristalle bilden einen "Faserbart" im Druckschatten. Sillimanit ist also jünger als Disthen.

Umwandlung von Sillimanit in Disthen (Kyanit)

Abb. a) Ein großer Disthenkristall (rechts) liegt neben Silli-
manitnadeln (links, an den Interferenzfarben erkennbar).
Gekreuzte Polarisatoren, Länge der unteren Bildkante
ca. 0,6 mm. © eMik.
Abb. b) Ausschnitt aus a), markiert mit rotem Viereck. © eMik.

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